Das knappe Gold vom Gardasee
Seit jeher hat die Natur die Menschen am Gardasee reich beschenkt - mit wundervollen Landschaften, einem guten Klima und kulinarischen Köstlichkeiten, wie dem hochwertigen Olivenöl vom Gardasee. Warum das grüne Gold am See derzeit knapp geworden ist, erzählt uns Paolo Venturini von der Olivenölmühle Montecroce in Desenzano del Garda.
Oliven, Wein und Zitronen. Welche Früchte repräsentieren besser die mediterrane Natur des Gardasees als diese drei? Olivenhaine und Weinberge erscheinen uns als fast natürliche Landschaft dieses paradiesischen Landstrichs, aber sie sind vom Menschen geschaffen, und bleiben nur durch unermüdliche, oft von Hand ausgeführte Arbeit erhalten.
Es ist also im Interesse von uns allen, die wir den Gardasee lieben, dass die jahrtausendealte Tradition des Wein- und Olivenanbaus von Generation zu Generation weiter gereicht werden kann, und junge Menschen eine Zukunft im Anbau dieser Früchte finden, um sich so weiter um den Erhalt dieser einzigartigen Kulturlandschaft kümmern zu können.
Dieses Anliegen ist es, das Paolo dazu bringt, uns die Schwierigkeiten zu erklären, mit denen er sich als Olivenölerzeuger am Gardasee in den letzten Jahren auseinandersetzen musste.
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Olivenernte im Klimawandel
Wussten Sie, dass nur etwas weniger als 1% des gesamten italienischen Olivenöls am Gardasee hergestellt wird? In guten Jahren! In den letzten fünf Jahren hat es allerdings nur zwei Jahre mit einer guten Ernte gegeben. In drei von fünf Jahren hat es bedeutende Ernteausfälle gegeben – 2021 und 2023 gab für die meisten Olivenbauern fast einen Komplettausfall.
Paolo spürt den Klimawandel auch im Olivenanbau. Durchgehend mildes Klima und hohe Luftfeuchtigkeit bis zur Erntezeit im Oktober führen dazu, dass die Oliven stark von Insekten befallen werden. Mit den aktuellen Methoden des Pflanzenschutzes ist laut Paolo bisher nicht in den Griff zu bekommen.
Das zweite Problem sind Hagelschauer, denn im Olivenanbau besteht laut Paolo keine Möglichkeit, die Ernte davor zu schützen. Hier seien es vor allem die Häufigkeit und Intensität der Ereignisse, die am Gardasee zugenommen hätten.
3 bis 4 Euro Preissteigerung pro Liter
Beide Phänomene zusammen hätten dazu geführt, dass 70% der Oliven im vergangenen Jahr nicht geerntet werden konnten. Gleichzeitig sei der Mehraufwand zum Schutz der Pflanzen aber gestiegen. Die Folge: Der Preis für kaltgepresstes Olivenöl ist in diesem Jahr um drei bis vier Euro pro Liter gestiegen. Das gilt sowohl für das zertifizierte Qualitätsöl Garda DOP als auch für das kaltgepresste Basis-Olivenöl.
Viele Betriebe hätten, so Paolo, überhaupt kein Garda DOP des Jahrgangs 2023 erzeugt. Dafür war die Menge an zur Verfügung stehenden Oliven einfach zu gering. Viele Kleinerzeuger, die ihre Oliven normalerweise an die größeren Ölmühlen verkauft haben, hätten sich dazu entschieden, ihre Vorräte für den Eigenverbrauch zu behalten.
Paolo ist vor allem besorgt, dass die junge Generation angesichts dieser Schwierigkeiten das Interesse am Olivenanbau verliert und die Olivenhaine nicht weiter gepflegt werden.
Es braucht „normale Jahre“
Der Olivenanbau und der ganze Gardasee brauche wieder „normale Jahre“, so meint er weiter, mit kalten Wintern, wenig Spätfrösten und einem warmen, trockenen Sommer. Und es brauche innovative Pflanzenschutzmittel und -methoden.
Ein hoffnungsvoller Ausblick für dieses Jahr
Die ausgiebigen Niederschläge in diesem Winter haben der Natur und der Landwirtschaft ohne Zweifel gutgetan. Wenn in einer Woche die Oliven anfangen zu blühen, hofft Paolo, dass die Temperaturen steigen, um die Bestäubung der Blüten zu unterstützen. Noch ist der Weg bis zur Ernte lang. Wenn alles gut läuft, könnte im Jahr 2024 wieder Olivenöl vom Gardasee in bester Qualität erzeugt werden, genau wie vor 2 Jahren. Das wäre nicht nur zum Wohl der Ölmühlen, sondern auch für die Zukunft der antiken Kunst des Olivenanbaus am Gardasee.
Desenzano del Garda im Mai 2024
Möglichkeiten, die Olivenölmühle Montecroce in Desenzano del Garda zu besuchen
Für Einzelpersonen besteht die Möglichkeit, die Olivenölmühle Montecroce auch unangemeldet zu besuchen und an einer Olivenölprobe teilzunehmen. Für Gruppen wird auf Voranmeldung eine ausführliche Betriebsbesichtigung mit anschließender Degustation angeboten.